Drift
Drift
Text von Peter V. Brinkemper, Englisch/Deutsch
Gestaltung: Heine/Lenz/Zizka, Frankfurt/Berlin
144 Seiten,59 Farbfotografien,
24,5 x 18 cm, Festeinband
Kehrer Verlag, 2007
ISBN 978-3-939583-68-4
Drift – Eine neue Kunst fotografischer Navigation
[…] Mit Drift bringt Wolfgang Zurborn - neben den vorherrschenden puristischen Raum- und Architektur-Ikonen der zeitgenössischen deutschen Fotografie, dem Andreas-Gursky-Paradigma – ein wichtiges Pendant ins Spiel: die Dynamik der Integration, Differenzierung, Individualisierung, Bewegung und zeitlichen Veränderung im Bild, ein Stück „On-the-Road-Experience - made in Germany“. Und zwar nicht nur auf der inhaltlichen Ebene der Abbildung oder auf dem Niveau der formalen Komposition, sondern als Diskurs der visuellen Bedingungen der Möglichkeit von Fotografie […]
Peter V. Brinkemper
Deutscher Fotobuchpreis 2008 für Drift
Das Prädikat Sieger Deutscher Fotobuchpreis 2008, das den Büchern damit verliehen wurde, steht für herausragende fotografische Qualität, einen überzeugenden ästhetischen Gesamteindruck sowie für eine hervorragende fototechnische und fotogeschichtliche Leistung.
Prämiert wurden Bücher u.a. von: Olaf Otto Becker, Edward Burtynsky, Cristóbal Hara, Jacob Holdt, Brigitte Kraemer, Christian Lutz, Walter Niedermayr, Urs Odermatt, Paolo Pellegrin, Ricarda Roggan, Margherita Spiluttini, Lars Tunbjörk, Tim Walker, Henry Wessel, Wolfgang Zurborn
Fotografien
Einzelausstellungen | ||
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2020 |
Sights Sights Iris BookCafè & Gallery, Cincinatti, Vereinigte Staaten | |
2011 |
Drift 44 Gallery, Brügge, Belgien | |
2010 |
Drift Uno Art Space, Stuttgart, Deutschland | |
2009 |
Drift Loris, Galerie für zeitgenössische Kunst, Berlin, Deutschland | |
2009 |
Drift – Fotografien 1980-2006 Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg, Deutschland | |
2008 |
Drift FSM Gallery, Florenz, Italien | |
2007 |
Drift Photographs Do Not Bend Gallery, Dallas TX, Vereinigte Staaten | |
2007 |
Drift Blue Sky Gallery, Portland OR, Vereinigte Staaten | |
2006 |
Drift Hexgalleries, Heks, Belgien |
Gruppenausstellungen | ||
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2017 |
Um ein Haar mit Stefanie Minzenmay Studio Bronx, Neuss, Deutschland | |
2014 |
Marks of Honour The PhotoBookMuseum, Köln, Deutschland | |
2012 |
Mistigris - German Contemporary Photography Kolga Tbilisi Photo Meeting Tseretili Museum, Tiflis, Georgien | |
2010 |
Street Photography Now Contributed Studio for the Arts, Berlin, Deutschland | |
2008 |
How to Hang a Book - Six Case Sudies Fotografie Forum international, Frankfurt, Deutschland | |
2007 |
Drift Third Lianzhou International Photo Festival 2007, Lianzhou, China | |
2006 |
Kommen und Gehen Deutsche Fotografische Akademie, Echterdingen, Deutschland | |
2005 |
Marks of Honour – A striking Library FOAM und Gallerie van Zoetendaal, Amsterdam, Niederlande | |
2005 |
Drift im Rahmen des Fotonoviembre Teneriffa, Spanien |
Rezensionen
Wolfgang Zurborn
von Niko Havranek & Sebastian Gansrigler

Interview von Niko Havranek & Sebastian Gansrigler mit Wolfgang Zurborn auf 28 Seiten mit 24 Abbildungen aus den Serien “Vorgarten der Illusionen”, “Menschenbilder-Bildermenschen”, “LUsionen”, “dressur real”, “Im Zentrum der Geschwindigkeit”, “Drift”, “Catch”, “Mitten im Westen” und “Karma Driver”
Das Momenthafte greifbar machen
von Matthias Reichert
Horst Haas Fotografien stehen im Mittelpunkt einer neuen, sehenswerten Ausstellung in der Abteilung für konkrete Kunst des Reutlinger Kunstmuseums. Fotoarbeiten und konkrete Kunst? In der Sammlung Manfred Wandel, die dieser 2017 der Stadt geschenkt hat, fehlt das Genre gänzlich. Dennoch stellt Kurator Holger Kube Ventura in der Ausstellung „An Ort und Stelle“ in der Eberhardstraße 14 einen im Wortsinne glänzenden Bezug her: Über den Boden der gesamten Schau verteilt hat er die variable Installation „Round-About“ aus dem Jahr 2010 von Nikolaus Koliusis – eines der Hauptwerke der Sammlung.
Zur Abbildbarkeit von Orten
Die Installation besteht aus 24 flachen, spiegelnden Scheiben aus poliertem Edelstahl. Diese reflektieren über 1000
Quadratmeter das Sonnenlicht und die Kunstwerke an den Wänden. Je nach Tageszeit und Lichteinfall scheinen sich in den
Scheiben Löcher aufzutun, die Betrachter samt Fotografien zu verschlingen drohen. Der Österreicher Koliusis, der heute
in Stuttgart lebt, war selbst Architekturfotograf, ehe er als Objekt- und Lichtkünstler bekannt wurde.
Kube Ventura hat für die Schau nun Arbeiten von sechs internationalen Fotokünstlern und -künstlerinnen zusammengetragen.
Diese sollen die „Fotografie des Gegenwärtigen“ zeigen. Es gehe um die Abbildbarkeit von Orten. Der Kurator möchte die
Differenz zwischen Wahrnehmung und Fotografie sichtbar und „das Momenthafte greifbar“ machen. So würden die räumlichen
und zeitlichen Dimensionen von Präsenz erkennbar: „Es geht nicht um Aktualität, sondern um Gegenwärtigkeit.“
Was er damit meint, verdeutlichen schon eingangs die Arbeiten von Julian Faulhaber. Der Berliner wurde 1975 geboren und
ist damit jüngster Künstler der Schau. Faulhaber zeigt artifizielle und leere Szenerien: den Hintereingang eines
Gebäudekomplexes, ein steriles Restaurant vor der Neueröffnung (Bild) – regelrechte Nicht-Orte oder Transiträume.
Mareike Foecking aus Düsseldorf bildet in sechs großformatigen Fotografien Spiegelungen von Passanten in
Schaufensterscheiben ab – und macht damit zugleich auf ein neues Problem der Straßenfotografie aufmerksam: Immer
häufiger drohen solche Fotos Rechte von Personen, Marken oder Urhebern zu verletzen.
Davon lässt sich Straßenfotokünstler Wolfgang Zurborn aus Köln nicht abhalten. Er drängt in seinen Arbeiten Perspektiven
aus dem öffentlichen Raum förmlich zusammen, kombiniert Realitätsebenen und schafft so surrealistische Konstellationen.
In der Momentaufnahme eines Ballwurfs schiebt sich dieser Ball so vor den Kopf eines Mannes, dass er den Kopf zu
ersetzen scheint.
Alle gezeigten Fotografien stammen aus Serien. So kontrastiert Viktoria Binschtok aus Berlin Aufnahmen von Google
Streetview samt verpixelten Gesichtern mit Großaufnahmen dieser Orte in New York und zeigt dort etwa eine Sitzecke oder
Müllsäcke.
Barbara Probst (New York/ München) kombiniert Momentaufnahmen von Straßenkreuzungen oder von einem Picknick. Alle Bilder
dieser Miniserien sind jeweils exakt im selben Augenblick aus unterschiedlichen Kameraperspektiven aufgenommen – so
vereinen sie Makro-Erlebnisse und Mikro-Betrachtungen von ein und derselben Situation.
Stephanie Kiwitt aus Brüssel schließlich hat in einer weiteren Fotoserie die Arbeitsabläufe in einer Chocolaterie
abgebildet – von der Schokomasse bis zur fertigen Praline. Sie inszeniert das in Farbe und Schwarz-Weiß fast so wie
Werbeaufnahmen. So werde die Kluft zwischen Medienbild und Vor-Ort-Erlebnis zum roten Faden der Ausstellung, sagt der
Kurator. Und dank Koliusis ist das wahrhaft ein Spiegel der konkreten Kunst.
Eröffnet wird die Ausstellung am heutigen Freitag um 19 Uhr in der Eberhardstraße 14, 2. Etage. Es sprechen
Kunstmuseumsleiterin Ina Dinter, Kurator Holge Kube Ventura sowie OB Thomas Keck. Die Schau ist bis 19. April 2020 zu
sehen (Dienstag bis Samstag 11 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 19 Uhr, Sonn- und Feiertage bis 18 Uhr, Heiligabend und
Silvester geschlossen). Der Katalog hat 128 Seiten und kostet im Museum 15 Euro. Am morgigen Samstag um 17 Uhr stellt
der beteiligte Fotokünstler Wolfgang Zurborn seine Werke persönlich vor.
Jagd nach dem Augenblick
von Armin KNAUER

Momentaufnahmen aus dem Alltag
von Helga Bittner

Die hohe Kunst der Augentäuschung
von Sylvia Staude

Als wär's ein Gemälde von Jeff Koons
von Eugen El

Krieg auf dem Spielplatz
von Georg Leisten

Drift - Fotografien 1980-2006
von Brigitte Henninges

Geheimnisse hinter der Wirklichkeit
von Heinrich Oehmsen

Außergewöhnliche Doppelschau der Fotografen Tobias und Zurborn

Unter vier Augen
von Frank Keil

Wolfgang Zurborn Drift

Wolfgang Zurborn DRIFT

Nur ein Schatten von Herrchen
von Emmanuel van Stein
Man muss schon sehr genau hinschauen: Ein Hund hockt auf einem Rollfeld vor einer Absperrung, hinter der das Fahrgestell eines Kampfflugzeugs zu erkennen ist. Von des Vierbeiners Herrchen, die am anderen Ende der Leine hängen, erhält man nur eine Ahnung: Denn von ihnen sind nur die langen Schatten zu sehen. Ebenso wie der Restschatten des Fotografen rechts unten. Es ist dies eine typische Aufnahme des Kölner Fotografen Wolfgang Zurborn. Unter dem Titel „Drift“ zeigt er jetzt Arbeiten aus den Jahren 1999 bis 2005 in seiner Kölner Galerie Lichtblick. Bei der Vernissage am Samstag wird auch das gleichnamige Buch vorgestellt.
Diese „neue Kunst fotografischer Navigation“ - so der Untertitel der Präsentation - führt den Betrachter in den „Raum des öffentlichen Lebens“ und lässt ihn zum Suchenden werden. Auch Zurborn ist ein Forschender, weil er während seiner Motivsuche oft stundenlang an Alltagsorten verweilt, um eigene Bildräume zu schaffen.
Ahnung von Vogelhäuschen
Ob Architektur- oder Landschaftsfotografie, Porträt oder Reportage: Die abgebildete Wirklichkeit - meist angeschnitten oder aus ungewöhnlichen Perspektiven eingefangen - ist stets vielschichtig und mehrdeutig. So wie diese Aufnahme aus Dormagen: rechts der Ausschnitt eines mehrgeschossigen Wohnhauses, von dem man lediglich eine dunkle Balkonfront sieht; links daneben - etwas unscharf, aber monumental - die Ahnung eines Vogelhäuschens, das einen hellen Klinkergiebel zu überragen scheint. Zurborn stellte sich während des langen Bildentstehungsprozesses immer wieder die Frage “Wie wohnen, wie leben wir?“
Der 1956 in Ludwigshafen geborene Künstler bezieht den Betrachter gekonnt in seine Kompositionen mit ein, fordert ihn zum Erforschen und Auflösen der Sujets auf. In Köln entstand jenes Bild, auf dem ein Haufen Sand zu sehen ist, der mutmaßlich einen Gehweg bedeckt; aus dem Sand ragt ein blaues Rohr, parallel dazu verläuft der Schatten einer Stange. Auch dieses Motiv ist optisch reizvoll und liefert obendrein ein hübsches Gedankenspiel.