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Menschenbilder – Bildermenschen

 

Für die Realisierung des fotografischen Projektes „Menschenbilder – Bildermenschen“ erhielt Wolfgang Zurborn 1985 das Otto-Steinert-Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh)

Auszug aus dem Konzept zur Serie:

Die Bilderwelt, von den verschiedenen Medien, besonders aber von Film und Fernsehen, verbreitet, übt durch ihre Allgegenwärtigkeit, mit der sie uns im Alltag begegnet, einen ungeheuren Einfluss auf den Menschen aus. Die Menschenbilder, die von ihr verbreitet werden, die Idole, die sie aufbaut, sind meist nur noch synthetische Produkte, eine Ware, die auf ihre Medienwirksamkeit hin geprüft wurde. Bilder haben dabei nicht mehr die Funktion, ein Abbild des Menschen zu schaffen, gesellschaftliche Wirklichkeit zu dokumentieren oder zu analysieren,

sondern ihr einziger Sinn besteht noch darin, als Bilder konsumiert zu werden, wobei sie für den Menschen zu Vorbildern werden. Images werden produziert, die dem Einzelnen die Möglichkeit geben, sich, je nach Geschmack, eine Identität auszuleihen. Die Bildermedien, die mitverantwortlichdafür sind, das reales Selbstbewusstsein im Menschen immer mehr schwindet, indem sie ihn von seinen eigentlichen Bedürfnissen entfremden, bieten somit gleichzeitig Menschentypen als Vorbilder an, deren Nachahmung dem Konsumenten die Sicherheit vermittelt, sich im Schutz der breiten Masse zu befinden. Dies führt letztlich zu einer Uniformität der Gesellschaft. Versuche, aus ihr auszubrechen, enden meist in der Vermarktung neuer Images. Die Macht der Bilderwelt ist so groß, dass sie für mich kaum mehr getrennt vom realen Leben gesehen

werden kann, da sie unser Unterbewusstsein so sehr besetzt hat, dass sie für uns existenter ist als die Wirklichkeit selbst. Mit diesem Bewusstsein erfasse ich in meinen Fotografien Situationen des alltäglichen Lebens, die die Verflechtung der alltäglichen Bildzeichen der Medien mit unserem realen Leben verdeutlichen.

Die im Rahmen des Stipendiums entstandenen Fotografien wurden zum ersten Mal 1987 im Museum Folkwang in Essen gezeigt und wurden danach noch in mehreren internationalen Ausstellungen präsentiert: 1993 in der Blue Sky Gallery in Portland, USA, 1994 in Odense und Copenhagen-Hellerup, Dänemark.

 
Einzelausstellungen
1997 ART NTC
Doppelausstellung Wolfgang Zurborn - Fotografische Arbeiten, Justus Mandelaub - Gemälde
Neurologisches Therapiezentrum, Köln, Deutschland
1994 Fotografien 1986-1993
Gentofte Hovedbibliotek, Copenhagen-Hellerup, Dänemark
1994 Fotografien 1986-1993
Museet for Fotokunst, Odense, Dänemark
1993 Fotografien 1986-1991
Blue Sky Gallery, Portland OR, Vereinigte Staaten
1991 Fotografien 1986-1991
Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, Deutschland
(Katalog)
1991 Fotografien 1986-1991
Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum, München, Deutschland
1991 Fotografien 1986-1991
Centrum Industriekultur, Nürnberg, Deutschland
1988 Menschenbilder-Bildermenschen
Fotogalerie im Wedding, Berlin, Deutschland
1987 Menschenbilder-Bildermenschen
Museum Folkwang, Essen, Deutschland
Gruppenausstellungen
2017 Um ein Haar
mit Stefanie Minzenmay
Studio Bronx, Neuss, Deutschland
1998 Otto-Steinert-Preisträger
Meeting Point der DGPh, Int. Photoszene Köln, Deutschland
1997 Otto Steinert - Preisträger
Ausstellung mit Arbeiten von Hermann Stamm, Heiner Blum, Thomas Deutschmann, Jürgen Hocke/Gabi Winkler, Andreas Horlitz, Holger Stumpf, Thomas Bernd, Wolfgang Zurborn, Ulrich Görlich, Stefan Dolfen, Gerard Saitner, Jitka Hanzlova und Arwed Messmer
Fototage Herten, Deutschland
1990-
1992
Children in Photography
150 Years Dalhousie Art Gallery
Saidye Bronfman Centre, Memorial University Art Gallery, Winnipeg Art Gallery, Koffler Art Gallery, Art Gallery of Hamilton, Vancouver Museum, Glenbow Museum und Edmonton Art Gallery, Vereinigte Staaten
(Katalog)
1989 Prospect Photographie
Ausstellung u.a. mit Richard Avedon, John Baldessari, Bernhard Johannes Blume, Christian Boltanski, Bernhard Faucon, Alfredo Jarr, Ken Lum, Sally Mann, Robert Mapplethorpe, Duane Michals, Thomas Struth, Wim Wenders, Joel Peter Witkin und Wolfgang Zurborn
Frankfurter Kunstverein, Frankurt, Deutschland
(Katalog)
1989 Köln-Wien
Ausstellung mit Arbeiten von Rosy Beyelschmidt, Gerd Bonfert, Susanne Brügger, Michael Hooymann, Ralf Kietz, Roger Lips. Josef Scherrer, Josef Snobl, Ulrich Tillmann und Wolfgang Zurborn
Fotogalerie Wien, Österreich
(Katalog)
1989 Karneval
Galerie Lichtblick, Köln, Deutschland
1987 3 und 1 im Sinn
mit Susanne Brügger, Ingo Taubhorn und Piet Wessing
PPS. Galerie F.C. Gundlach, Hamburg, Deutschland
1986 3 und 1 im Sinn
mit Susanne Brügger, Ingo Taubhorn und Piet Wessing
Galerie Lichtblick, Köln, Deutschland
1986 50 Jahre moderne Farbfotografie 1936-1986
Photokina, Köln, Deutschland
(Katalog)
 
 

Rezensionen

Wolfgang Zurborn

Auslöser, Ausgabe 1 - März 2019

von Niko Havranek & Sebastian Gansrigler

Interview von Niko Havranek & Sebastian Gansrigler mit Wolfgang Zurborn auf 28 Seiten mit 24 Abbildungen aus den Serien “Vorgarten der Illusionen”, “Menschenbilder-Bildermenschen”, “LUsionen”, “dressur real”, “Im Zentrum der Geschwindigkeit”, “Drift”, “Catch”, “Mitten im Westen” und “Karma Driver”

 

Momentaufnahmen aus dem Alltag

Ausstellung 'Um ein Haar' mit Fotoarbeiten von Stefanie Minzenmay und Wolfgang Zurborn
Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 3.Februar 2017

von Helga Bittner

 

Die hohe Kunst der Augentäuschung

Die große Frankfurter Foto- und Videokunst-Ausstellung 'Imagine Reality'. die im Zentrum von Ray steht, trägt zusammen, was einen zweiten und dritten Blick braucht
Frankfurter Rundschau, 20./21.Juni 2015

von Sylvia Staude

 

Als wär's ein Gemälde von Jeff Koons

Frankfurter Triennale Ray 2015
Frankfurter Neue Presse, 31.08.2015

von Eugen El

 

Nach dem Preis

Werkstattbesuche bei ehemaligen Otto-Steinert-Preisträger. Folge 2: Köln
photonews, 5/14

von Inga Schneider

 

Der Mensch in der Masse

Wolfgang Zurborn stellt im Fotomuseum des Münchner Stadtmuseums aus
Landshuter Zeitung und Straubinger Tagblatt, 5.7. und 6.7.1991

von Helmut Kronthaler

 

Getto und Masse

Fotoausstellung Bezwungene Menschen
Nürnberger Zeitung, 14./15.September 1991

von Hans-Peter Klatt

 

Irritierender Foto-Kontrast

Die Doppelausstellung Bezwungene Menschen im Nürnberger Museum Industriekultur
Nürnberger Nachrichten, 14./15.September 1991

von Michael Becker

 

Welterfahrung aus zweiter Hand

Wolfgang Zurborns Fotografien 1986-1991 im Münchner Stadtmuseum
Passauer Neue Presse, 11.7.1991

von Barbara Reitter

 

Neue Tendenzen

Fotografie der Achtziger
PHOTOGRAPHIE, 1/1990
 

Neuer Anfang in Unberührtheit und Naivität

Frankfurt: Prospect Photographie
art, 10, 1989

von Martin Tschechne

 

Fotografie

FAZ Magazin, 20.10.1989
 

Prospect Photographie

Frankfurter Kunstverein, 14.10.-26.11.1989
Kunstforum, Bd 105, 1989

von Christian Huther

 

Perfekte Schnappschüsse

Fotografische Arbeiten von Wolfgang Zurborn
TAZ, 15.1.1988

von MOSCH

 

Bilder von Mensch und Tier

NRZ, 8.8.1987
 

Massen, Menschen, Monster

Foto-Doppelausstellung im Essener Museum Folkwang
WAZ, 24.8.1987

von Manfred Krause

 

Neue Fotos für neue Sehgewohnheiten

Ausstellung 3 und 1 im Sinn in der PPS Galerie F.C. Gundlach
Hamburger Abendblatt

Drei jungen Fotografen gibt F.C. Gundlach in seinem „Bunker“ Raum für eine gemeinsame Installation: Susanne Brügger (27) , Ingo Taubhorn (30) und Wolfgang Zurborn (31) wollen mit ihren Arbeiten Wahrnehmungsnormen brechen. Schon die Art der Präsentation ist ungewöhnlich. Die Künstler haben ihre Fotos so an den Wänden angebracht, daß sie aufeinander Bezug nehmen.

An der Stirnseite der PPS.Galerie hat Susanne Brügger ihre Portraits in Szene gesetzt: Sensibel beobachtete Aufnahmen von Frauen- und Männerköpfen bilden assoziative Brücken zu Portraits aus Foto-, Film- und Kunstgeschichte, Amateurfotografie und Werbung.

Ingo Taubhorn interveniert mit seinen Männerakten gegen Sehgewohnheiten und Normen. In ihrer Nacktheit sind die Menschen oft im Umfeld Schlafzimmer festgehalten, bloß und frei von jeder Schale. So direkt und unmittelbar diese Bilder wirken, so plakativ wird das Äußere für die Seele der Modelle. Auf Effekthascherei kam es dem jungen Fotografen dabei nicht an.

Alltagsszenen auf offener Straße hat Wolfgang Zurborn mit der Kamera festgehalten. Großveranstaltungen wie z,B, der Karneval waren ihm Anlassen, einzelne Gesichter unter die Lupe zu nehmen. Vor dem Hintergrund der Massen erscheint das Individuum isoliert. Die farbigen Großformate unterstützen in ihrer Buntheit die Umsetzung des Themas.

Die Installation will dem Besucher neue Aspekte der Wahrnehmung nahebringen. In Beziehung zu den Arbeiten der dre Fotografen setzte Piet Wessing ein Hörstück aus Musikzitaten und Alltagsgeräuschen: Akustische und visuelle Reize treffen zusammen. Folgerichtig heißt die Ausstellung 3 und 1 im Sinn (bis 12.12, Hochhaus 1/Feldstraße)

 

Dortmunder Fotograf Wolfgang Zurborn erhielt den Otto-Steinert-Preis zuerkannt

Westfälische Rundschau, 23.5.1986
 

Banale Bilder

Portrait Wolfgang Zurborn, Fotograf und Steinert-Preisträger 1986
Guckloch, 1986

von Jo Wüllner

 

Wolfgang Zurborn

Camera Austria, 21/86
 

Stipendium Otto-Steinert-Preis: Menschenbilder - Bildermenschen

PHOTOGRAPHIE, 4 1986

von Petra Olschewski

 

Menschenbilder – Bildermenschen

Die Realität als bunte Collage
KULTUR-CHRONIK, 5/1993

von Jan Thorn Prikker

Menschenmengen haben es dem Kölner Fotografen Wolfgang Zurborn angetan. Seine großformatigen Farbfotografien (80 x 100 cm) waren 1987 im Essener Folkwang-Museum, 1991 in Einzelausstellungen im Münchner Stadtmuseum und im Nürnberger Centrum Industriekultur zu sehen. Sie haben dem 37jährigen Fotografen einen guten Ruf in der zeitgenössischen deutschen Fotoszene eingetragen.

Wolfgang Zurborn hat einen ganz eigenständigen Fotostil entwickelt, der fotodokumentarische Aspekte mit einer ausgeprägt subjektiven Sehweise kombiniert. Seine Farbaufnahmen sind randvoll mit Gegenwart beladen. Sie bersten vor Buntheit, sind mit Gesten exaltierter Vitalität und Aktion geradezu überfüllt.- Menschen mitten aus Menschenmengen heraus gesehen. Karneval, Straßenfeste, die künstlichen Welten von Freizeitparks, Open-Air-Festivals oder Sportplätze bieten die Anlässe bei denen sich der Fotograf mit seiner Kamera mitten unter die Menschen begibt.

Stilistisch sind die Aufnahmen von Wolfgang Zurborn durch die ungewöhnliche Verwendung des Weitwinkelobjektives aus naher Distanz erkennbar. Daß er seine Fotografien auch bei Tageslicht zumeist blitzt, verleiht ihnen eine hyperreale Künstlichkeit. Das Blitzlicht löst die tiefenräumliche Perspektive zugunsten einer überscharf konturierten Flächigkeit auf. Es zieht den Bildvordergrund und Bildhintergrund unwirklich zusammen. Plötzlich erscheint die Wirklichkeit wie eine Collage nicht zueinanderpassender Zufälligkeiten.

Obwohl, die Menschen auf diesen Bildern nie allein auftauchen und auch fast immer aus nächster Nähe fotografiert werden, scheint nie jemand den Fotografen entdeckt zu haben. Sie haben so mit ihrer Selbstbehauptung im Dschungel aus Gesten und Aktion zu kämpfen, daß ihnen keine Zeit bleibt aufmerksam zu registrieren, was mit ihnen geschieht. Man meint geradezu die hysterischen Geräuschkulissen noch hören zu können, die über vielen der eingefangenen Szenen gelegen haben müssen. Vielleicht erhalten die Szenen dieses absurden Theaters auch deshalb ihren surrealen Effekt, weil ihrem eingefrorenen hypermotorischen Treiben in Fotoform jeglicher Ton fehlt.

Ein starkes Element durch das diese Farbfotografien wirken, ist ihre synthetische Farbigkeit. Es ist eine Art kollektives, farbiges Feiertagsoutfit, ein alles beherrschender Freizeitlook, der noch den unförmigsten Körper in Kleider zwängt mit denen Athleten Siegerpodeste besteigen könnten. In den Kulissen dieses Endlos-Theaters blättert nirgends der Lack ab. Eine bunte Fröhlichkeit uniformiert die Menschen und zeigt sie zugleich eingetaucht in ein Meer aus Fremdheit. Man kann sich nur wundern, wieviel Distanz diese Fotos im engen Rahmen ihrer Bildausschnitte unterzubringen wissen.

Wolfgang Zurborns Fotografien tendieren trotz dokumentarischer Züge zur Collage. Ihr Formchaos und Farbreichtum neigt dazu, sich zu verselbständigen. Da wundert es gar nicht, daß der Fotograf in seinen neueren Arbeiten streifenförmige Bildsäulen aus mehreren aneinander gefügten Aufnahmen zusammengestellt hat. Sie arbeiten mit der Tendenz zum Chaotischen und steuern ihm durch Form- und Farbkomposition entgegen. Das Dokumentarische ist nur noch als Rest bei genauem Hinsehen erkennbar. In diesen neuen Fotoarbeiten ist der Übergang von einer subjektiv-dokumentarischen Fotografie zur freien künstlerischen Fotografie endgültig vollzogen.

 
 

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